ATELIERBESUCH: Madita Kloss
GLORY (make me) WHOLE
Es gibt Künstler:innen, die man einmal sieht – und nicht mehr vergisst. Madita Kloss gehört definitiv dazu. Ihre farbenfrohen Arbeiten berühren. Sie sind expressionistisch, ausdrucksstark und knallbunt. Ich habe Madita in ihrem Atelier im 15. Wiener Bezirk getroffen und mit ihr über Inspiration, Frauen in der Kunst und die Magie von Geheimnissen geplaudert.
Vor acht Jahren malte Madita Kloss ihre ersten Bilder – damals war sie gerade schwanger mit ihrem Sohn Kolomann. „Als ich endlich Zeit hatte, andere Sachen zu machen als zu arbeiten, hab ich entdeckt, dass ich voll Lust auf Farben habe – und angefangen zu malen“, erzählt sie über ihre Anfänge.
Aus der Grafik und Art Direction kommend, entwickelte sich ihr Werk über die Jahre zu einer kraftvollen, expressionistischen Bildsprache: Bilder die das Leben, die Weiblichkeit und leuchtende Farben feiern.
Die Frau ist für sie ein Symbol von Stärke und Selbstbewusstsein. „Mein Beitrag ist Empowerment! Ich möchte, dass man meine Bilder sieht, sich bestärkt und wohlfühlt – und sich denkt: ‚Yeah, I’m a Woman‘.“
Starke Frauen sind es auch, die die Künstlerin inspirieren: Von Irma Stern über Paula Modersohn-Becker bis zu Frida Kahlo, die sie besonders bewundert. „Damals als Frau Malerin zu sein, war schon ein rebellischer Akt. Heute habe ich das Gefühl, dass es viel mehr Zusammenhalt zwischen Malerinnen und Malern gibt. Es ist echt schön, zusammenzukommen und sich gegenseitig zu inspirieren – in Wien gibt es zurzeit eine richtig gute Szene.“
Und genau dieses Rundherum und die Vielfalt des Lebens, sind es auch, wo sich Madita ihre Inspiration holt. Auf die Frage, was ihr hilft, in den Mal-Flow zu kommen „Musik. Und alleine sein. Was nicht immer leicht ist, mit zwei Kindern.“ Malerei ist für Madita ein Rückzugsort und Therapie. Die letzte Serie, Susas Nirwana, entstand nach dem Tod ihres Schwiegervaters. „Ich male, um zu verarbeiten. Für mich ist das auf jeden Fall Therapie.“

Zum Abschluss zeigt uns Madita eines ihrer letzten Bilder: „Es ist eine Boudoir-Szene – zwei Frauen, die sich Geheimnisse anvertrauen. Und im Hintergrund ist die neugierige Dritte, die lauscht und das Ohrwaschl dezent vor den Vorhang schiebt. Ich liebe solche Szenen – weil Geheimnisse etwas Magisches haben. Etwas Prickelndes, wenn man welche weiß – oder, noch besser, wenn man welche weiß, die man nicht wissen darf.“
Sie lacht. „Die Magie der Worte!“
Diesen Samstag, am 26. April, eröffnet in der neuen Galerie von Roberta Keil in der Breitegasse (1070 Wien) die Soloausstellung „GLORY (make me) WHOLE“. Mit ihrer unverwechselbaren Bildsprache widmet sich Madita Kloss in dieser neuen Werkserie Themen wie zeitgenössischem Feminismus, Empowerment, unserem Verhältnis zur Natur, Selbstverwirklichung und der fragilen Kraft, ganz zu werden. Gleichzeitig reflektiert sie das Leben als Künstlerin sowie die Absurditäten und teils perversen Mechanismen des Kunstmarkts.
Neben dieser Ausstellung arbeitet Madita Kloss aktuell an mehreren Projekten: einer Gruppenshow, einem Beitrag für ArtFlash Berlin & LA, und einer Kunstkampagne der Österreichischen Post, in der Künstler:innen Briefkästen gestalten.
SAVE THE DATE:
Madita Kloss – GLORY (make me) WHOLE
Galerie Roberta Keil, Breite Gasse 12, 1070 Wien
Opening: 26. April, 16–19 Uhr
Ausstellung: 29. April – 14. Juni
Öffnungszeiten: Di–Sa, 11:00–18:00 Uhr
Artist Talk: 7. Mai, 18:30 Uhr

In Maditas Arbeiten verschmelzen auf faszinierende Weise Einflüsse aus der mittelalterlichen Sakralkunst, dem Expressionismus – mit Anklängen an Gauguin und Chagall – sowie der Popkultur.
FOTOS (C) KATHARINA CHAVANNE