Kunst neu gedacht: Eine Altbauwohnung wird zur Galerie

Stell dir vor, mit den Traditionen der Kunst wird gebrochen: Ein Künstler zeigt seine Werke nicht mehr in sterilen Galerien, sondern dort, wo Kunst lebendig wird – im Zuhause. Genau das geschah letzte Woche in Wien chez (frz. „bei“) Margot und Peter, inmitten einer charmanten Altbauwohnung im 8. Bezirk. In Anlehnung an die Tradition des Salons hängten die beiden Kunstliebhaber all ihre Bilder ab und schufen Platz an den Wänden für das Private Art Concept und den in Berlin lebenden französischen Künstler Gildas Coudrais. Begleitet von seiner Agentin und Kuratorin Katharina Schulenberg-Leduc brachte Coudrais für einen Abend eine Reihe faszinierender Kunstwerke in die privaten vier Wände und ließ sie dort lebendig werden.

Schulenberg-Leduc greift dabei eine Tradition auf, die in den 1980er-Jahren von Jan Hoet geprägt wurde: Kunstwerke in realen Wohnumgebungen zu präsentieren. Ziel ist es, den Betrachter direkt in die Installation einzubinden und die emotionale Wirkung der Kunst in einem alltäglichen Kontext erlebbar zu machen. Abseits des oft kühlen Ambientes einer Galerie entfalten die Werke in diesem Umfeld eine ganz besondere Wirkung.

FOTO: Der Künstler und die Gastgeberin vor einem immer wiederkehrenden Motiv: der Palme – das Statussymbol von L.A. Der Künstler stellt sie buchstäblich auf den Kopf und setzt ihr einen rosa Kübel auf. Eine Kritik an der Künstlichkeit unserer Zeit.

Ein Spiel mit Farben, Materialien und Licht

Seit fast einem Jahrzehnt tourt Gildas Coudrais mit seiner Agentin durch die Welt – von Los Angeles über Berlin, von Paris bis München und nun erstmals auch nach Wien. Coudrais’ Werke zeichnen sich durch teils großflächige Hinterglasmalereien aus. Er spielt mit kräftigen Signalfarben, die an die Ästhetik der Popkultur erinnern. Zitate aus der Medienwelt und Kunstgeschichte werden neu interpretiert – und spiegelverkehrt. Die Motive, die sowohl Schönheit als auch Melancholie verkörpern, werfen einen subtilen, sozialkritischen Blick auf moderne Oberflächenwelten – stets begleitet von einer Prise Humor.

Ein herzliches Dankeschön an Margot und Peter für diesen besonderen Abend.

FOTOS: VON DER SACHERTORTE ÜBER „LES SEINS À AVOUER“ BIS HIN ZU PALMEN – EIN BLICK IN DIE WELT VON GILDAS COUDRAIS: FARBENFROHE HINTERGLASMALEREIEN, SUBTILE GESELLSCHAFTSKRITIK UND EINE PRISE HUMOR.

 

Fotos (c) Katharina Chavanne